18. September 2019

Passiert

Von nst5

Aus dem Leben mit dem Wort

Mit dem Juni-Wort hatte ich mal wieder meine Schwierigkeit. Wie spüre ich den Heiligen Geist? Was bewirkt er durch mich? Als ich diese Fragen bei unserem monatlichen Austausch-Treffen vorbrachte, waren die anderen sehr überrascht und wiesen mich auf viele Erfahrungen hin. Das machte mich nachdenklich: „Der Heilige Geist wirkt und ich nehme ihn nicht wahr? Bin ich blind, stolz, undankbar?“ – Mit dieser Gewissenserforschung und gutem Vorsatz habe ich dann eine Pilgergruppe begleitet. Dabei bemühte ich mich ganz bewusst, offen zu sein für die Führung des Geistes. Es brachte mich zum Staunen, was er an uns Großes getan hat, und veranlasste uns zu Dank und Lobpreis, mit dem Wunsch, unsere Erfahrungen dezent und passend weiterzugeben.
H.E.

Mir half ein anderes Wort, dieses konkret zu leben: „Meinen Frieden gebe ich euch.“ (Johannes 14,27) Es war wie eine Zusage, dass ich diesen Frieden gratis bekomme, wenn ich auf Jesus und sein Wort höre. So habe ich begonnen, wieder intensiver zu beten und zugleich den Mitmenschen, der neben mir lebt und Wünsche an mich hat, ernster zu nehmen.
Kürzlich bat mich eine Frau im Rollstuhl, die nicht sprechen, sich jedoch mit einem Tablet ausdrücken kann, um ein Gespräch. Sie hatte den Wunsch, sich jeden Abend einige Zeit mit mir zu unterhalten. Es war eine Herausforderung. Ich ließ mich ein. Sie erzählte mir von ihrem Arbeitsplatz, der Situation in ihrer Familie und ihren Gefühlen. Für die Zeit, die ich ihr schenkte, war sie sehr dankbar.
R.Z.

Wir waren zusammengekommen, um einen Begegnungstag vorzubereiten. Ich kam mit der festen Vorstellung, zu einer Kapelle zu wandern. Die anderen hatten aber andere Pläne und schnell war mir klar: Wir kommen nicht zusammen, wenn jeder auf seiner Idee beharrt. So ließ ich meinen Vorschlag fallen und schloss mich der Meinung eines anderen an – auch weil seine Idee zeitlich leichter zu planen war als die Wanderung. Nachdem ich meinen eigenen Wunsch fallengelassen hatte, war ich innerlich ganz frei, die neuen Dinge anzunehmen und zu unterstützen.
W.A.

Eine meiner Töchter heiratete. Weil wir in Paraguay in eher bescheidenen Verhältnissen leben, war es schwierig, alle Kosten zu tragen. Zehn Tage vor dem großen Tag hatte ich noch kein Kleid. Und ich fand auch niemanden, bei dem ich mir ein passendes leihen konnte. Genau in jenen Tagen kam ein Container voller Kleidung und Haushaltsgegenstände aus Florenz an, der von italienischen Familien für unsere Gemeinde vorbereitet und verschifft worden war. Eine Freundin fing an, in dieser Fülle etwas für mich zu suchen. Sie fand einen sehr schönen Stoff und machte sich ans Nähen. Am Hochzeitstag erwiderte ich denjenigen, die mir Komplimente machten: „Es ist ein Geschenk Gottes. Er hat dafür Freunde aus nah und fern eingespannt.“
M.A.

Selten kontrolliere ich an der Kasse das Wechselgeld, weil ich es meist eilig habe. Eines Abends jedoch, als ich schon auf dem Heimweg war, machte ich diesen Check. Man hatte mir zu viel zurückgegeben. Es war nur ein sehr kleiner Betrag. Trotzdem dachte ich, dass der Kassierer Probleme bekommen würde, wenn die Kasse am Ende des Tages nicht stimmte. Deshalb drehte ich um, um zurückzugeben, was mir nicht gehörte.
A.CH.

Illustration: (c) Pimpay (iStock)

Ich bin alt und lebe allein. Mit meiner kargen Rente komme ich oft kaum bis zum Monatsende. Aber immer wieder erlebe ich, dass Gott mich nicht im Stich lässt. Eines Tages musste ich zu einer Untersuchung ins Krankenhaus. Ich hatte nur noch zwei Euro für das Busticket in der Tasche. Da bat mich ein armer Mann um ein Almosen. Er sah sehr ausgehungert aus und ich gab ihm meine zwei Euro. Er hatte sie nötiger als ich. Und weil ich viele Menschen kenne, hoffte ich auf eine spontane Mitfahrgelegenheit. Tatsächlich, nur ein paar Schritte weiter traf ich einen guten Bekannten: Ohne dass ich etwas sagte, holte er seine Brieftasche heraus und schenkte mir 50 Euro.
T.I.

Nach dem Tod meiner Schwester übernahm ich den Zeitungskiosk, den sie betrieben hatte. Das war nicht gerade mein Traumjob. Aber ich entdeckte, dass er mir viele Gelegenheiten bot, die Liebe des Evangeliums konkret umzusetzen: Oft kommen Leute, die einfach reden und die Nachrichten des Tages kommentieren wollen. So habe ich ein wenig Platz geschaffen für einen Tisch und Stühle; bei gutem Wetter gibt es manche, die nicht nur etwas kaufen oder einen „Cafè“ trinken, sondern einfach bleiben. Es ist ein Ort geworden, wo viele gerne verweilen. Jemand hat mir sogar vorgeschlagen, das Schild zu ändern: statt „Zeitungs-Kiosk“ müsste es besser „Glücks-Kiosk“ heißen.
M.R. (Italien)

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, September/Oktober 2019)
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