1. Dezember 2021

Inflation

Von nst5

Nach einer ganzen Reihe von Jahren,

die von Preisstabilität gekennzeichnet waren, ist die Inflation in den vergangenen Monaten in die Höhe geschnellt. 

Was ist Inflation?
In einer Marktwirtschaft ändern sich die Preise von Waren und Dienstleistungen immer wieder. Steigen die Preise von Waren und Dienstleistungen, so bezeichnet man dies als Inflation. Dann kann man mit einem Euro nicht mehr so viel kaufen wie zuvor. Anders gesagt: Durch Inflation sinkt mit der Zeit der Wert einer Währung. Allgemein wird eine Preissteigerung von jährlich bis zu zwei Prozent als wünschenswert angesehen.

Wie wird sie berechnet?
Zur Berechnung der Inflation wird ein sogenannter Warenkorb zusammengestellt. Er enthält etwa 700 Waren und Dienstleistungen, die private Haushalte während eines Jahres konsumieren oder in Anspruch nehmen. Jedes Produkt in diesem Warenkorb hat einen Preis. Die Inflationsrate ist der Preis des gesamten Warenkorbs in einem bestimmten Monat im Vergleich zum Preis desselben Warenkorbs ein Jahr zuvor.

Warum ist die Inflation gerade so hoch?
Im September 2021 betrug die Inflationsrate im Euro-Raum 3,0 Prozent, in Österreich 3,2 Prozent und in Deutschland sogar 4,1 Prozent – und war damit so hoch wie seit 1993 nicht mehr. In der Schweiz lag sie mit 0,9 Prozent vergleichsweise niedrig, aber auch deutlich höher als vor einigen Monaten.
Vor allem die Preise für Energie und Nahrungsmittel haben deutlich zugelegt. Allgemein wird damit gerechnet, dass die Rate noch einige Monate lang ansteigen, im Laufe des Jahres 2022 aber wieder sinken wird.

Warum weicht die gefühlte Inflation von der offiziell gemessenen Zahl ab?
Regelmäßige Umfragen etwa der EU-Kommission zeigen, dass die Bürger die Teuerungsrate viel höher einschätzen, als es die EU-Statistikbehörde Eurostat ausweist. So lag die offizielle Teuerungsrate 2019 bei einem Prozent, die gefühlte Inflation jedoch bei rund sechs Prozent.
Dass Empfindung und offizielle Messung so weit auseinanderklaffen, könnte auch daran liegen, dass die Messmethode eine soziale Schlagseite hat. Bevölkerungsgruppen mit geringen Einkommen geben einen größeren Teil ihres Einkommens für Ernährung und Wohnung aus als im Warenkorb angenommen wird. Wenn also – wie jetzt – die Preise für Lebensmittel und Heizung besonders stark steigen, spüren das die Armen mehr als die Wohlhabenden. Betrachtet man die realen Ausgaben, dann sind in Deutschland in den Jahren 2001 bis 2015 die Preise für die nach Einkommen unteren zehn Prozent der Bevölkerung um etwa 4,5 Prozent stärker gestiegen als die der nach Einkommen oberen zehn Prozent.

Gibt es weitere Kritik an der Berechnung?
Ja. Bei der offiziellen Berechnung der Inflation nehmen die Statistiker eine sogenannte Qualitätsanpassung vor. Das bedeutet: Wenn ein Produkt zwar teurer, aber gleichzeitig qualitativ besser geworden ist, fließt die Teuerung nur zu einem Anteil in die Messung. Ein Beispiel: Im Jahr 1999 hat ein Neuwagen im Schnitt 18 500 Euro gekostet. 2019 waren es 34 000 Euro. Das entspricht einem Preisanstieg von 84 Prozent, doch die Statistik weist nur eine Teuerung von 22 Prozent aus. Da ein Neuwagen mit der Ausstattung von 1999 jedoch nicht mehr erhältlich ist, zahlt die Käuferin oder der Käufer tatsächlich 84 Prozent mehr.
Peter Forst

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, November/Dezember 2021)
Ihre Meinung ist uns wichtig, schreiben Sie uns! Anschrift und E-Mail finden Sie unter Kontakt.
(c) Alle Rechte bei Verlag Neue Stadt, München