3. August 2022

Der Tunnel ist am Ende offen

Von nst5

Gertrud und Walter Schmidt

haben es nicht immer leicht gehabt. Doch haben sie die Hoffnung bewahrt. Und können auch sagen, warum.

Gertrud und Walter Schmidt leben in Solingen. Walter war lange Jahre Geschäftsführer eines Unternehmens für Transportsicherung. Sie haben fünf Kinder und zwölf Enkelkinder.

Hoffnung hat viel mit Glauben zu tun. Wir sind jetzt beide über 90 Jahre alt. Wir haben also schon Einiges erlebt. Wenn etwas problematisch ist, denken wir oft an frühere Erfahrungen. Rückblickend können wir sagen: Es ist immer gut ausgegangen. Gott hat die Dinge zum Guten gelenkt. Es wird auch diesmal so sein.
Wir sprechen viel mit Jesus, unserem göttlichen Freund. Meistens jeder für sich; manchmal gemeinsam. Nicht nur vorgefertigte Gebete. „Wie soll das gehen? Ich vertraue auf dich“, sagen wir dann. Oft lösen sich die Fragen dann. Zu hoffen fällt uns nicht schwer.
Dabei haben wir es wahrlich nicht immer leicht gehabt. Walter stammt aus dem Sudentenland und wurde nach dem Krieg vertrieben. „Ich bekam eine schwere Tuberkulose und später einen ebenso schweren Diabetes. Heute sehe ich fast nichts mehr. Wo ich doch ein ‚Mensch des Auges‘ bin.“
Gertrud litt über Jahrzehnte hinweg unter Depressionen, die jedes Jahr für mehrere Monate wiederkehrten. „Ich habe viel Zeit mit ihnen verbracht, und es war schwer, mit ihnen zu leben. Aber sie waren keine Strafe! Ich habe sie als Tunnel gesehen. Es ist dunkel darin, aber am Ende ist er offen. Manchmal wollte ich einfach nur die Decke über den Kopf ziehen. Aber danach konnte ich mich an jeder Kleinigkeit freuen.“
Wenn es für einen von uns beiden mal zu viel wurde, hat in der Regel der andere die Hoffnung bewahrt. So konnten wir einander zur Hoffnung werden.
Beide haben wir viel Hilfe von unseren Kindern und Enkelkindern sowie von Freunden und Nachbarn erfahren. Und wir haben von der medizinischen Entwicklung profitiert. Auch das stärkt die Hoffnung.
Hoffen heißt für uns nicht, etwas zu erwarten, das nicht möglich ist. Wir sagen auch nicht: „Genauso muss etwas kommen, damit es gut ist.“ Wir können uns fügen, weil wir wissen, dass Gott die Dinge fügt. Das bedeutet nicht, dass wir gleichgültig sind. Die Krebserkrankung eines unserer Kinder etwa traf uns pfeilgerade ins Herz. Auch zu merken, dass vieles nicht mehr geht – nicht einmal mehr staubsaugen – will immer wieder neu angenommen werden. Aber im besten Fall hilft es, über uns selbst zu lächeln und zu sagen: „Wer hätte gedacht, dass du so alt werden würdest?“ Oder der Krieg. Keiner weiß, wie es weitergeht. Es kann noch viel schlimmer werden, als es ohnehin schon ist. Was heißt hier hoffen?
Immer wieder sprechen wir über unser Ende: Walter wird im Juli 90, Gertrud im Herbst 93. Walter sagt oft: „Du darfst nicht vor mir sterben. Wie soll ich ohne dich zurechtkommen?“ Doch dann können wir auch sagen: Er hat uns das ganze Leben lang behütet und in der Hand gehalten. Warum soll das Ende schlimm sein?
Die Quelle unserer Hoffnung ist Gott. Er wird alles zum Guten führen. Schon hier haben wir viel Gutes erlebt. Das macht uns dankbar. Manches blieb geheimnisvoll. Wir sind zuversichtlich, dass wir im Himmel auch das verstehen werden. Darauf freuen wir uns.Die Quelle unserer Hoffnung ist Gott. Er wird alles zum Guten führen. Schon hier haben wir viel Gutes erlebt. Das macht uns dankbar. Manches blieb geheimnisvoll. Wir sind zuversichtlich, dass wir im Himmel auch das verstehen werden. Darauf freuen wir uns.
Gertrud und Walter Schmidt

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Juli/August 2022)
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