6. Dezember 2023

Dennoch

Von nst5

Wenn Sie diese Zeilen lesen, sind es nur noch wenige Wochen bis Weihnachten.

Trotzdem, das Fest des Friedens scheint so weit weg wie lange nicht mehr.

Die bedrückende und aussichtslos scheinende Lage in Israel, Palästina und dem ganzen Nahen Osten, der anhaltende Ukraine-Krieg, die Kämpfe im Sudan und unzählige weitere Konfliktregionen – die weltpolitische Lage hat wenig Friedliches.
Diese Nachrichten machen oft hilflos, und manchmal bleibe ich wie gelähmt zurück. Ratlos kommt mir dann die Frage: Und ich? Was kann ich tun? Manchmal muss ich mich fast ein wenig schütteln, um mich wieder aufs Leben zu konzentrieren. Und die Hoffnung nicht zu verlieren.
In diesem Heft werden Sie keine Antworten auf die großen politischen Fragen finden. Aber vielleicht gibt Ihnen – wie mir – der eine oder andere Beitrag eine Anregung für das Leben im Hier und Jetzt.

Titelbild: © Patcharapon Pachasirisakun (iStock)

So geht es beim Schwerpunktthema zwar um Wohnungsnot und Obdachlosigkeit; vor allem aber scheinen mir viele der Beiträge eine eindrückliche Einladung und Aufforderung zu sein, „Übersehene“ wahrzunehmen, ihnen Gesicht, Stimme und Würde zu geben.
Wie Gespräche trotz unterschiedlicher Meinungen gelingen können und was hilft, auch in Konflikten aufeinander zu hören, beschreibt Klara Sucher und eröffnet damit ein Übungsfeld, das ich gut im Alltag „beackern” kann. Ein schönes Beispiel dafür geben Yazik Shammout und Michael Fürst, die Vorsitzenden der Palästinensischen beziehungsweise der Jüdischen Gemeinde Hannover.
Die Lebenserfahrung von Betty Chaka hingegen macht mir deutlich, wie jemand helfen kann, dass Menschen auch in fremder Umgebung eine Heimat finden. Und die Initiative „Engagiert mit Herz“ aus der Schweiz zeigt sehr ermutigend, welch beachtliche Auswirkungen es haben kann, wenn wir das tun, was gerade möglich ist – auch wenn es zunächst nur wenig zu sein scheint.
Anke Husberg fordert mich mit ihrem Blick auf das „Wort des Lebens” hingegen heraus, „bewusster auf das zu schauen, wofür ich dankbar sein kann. Und mich ausdrücklicher bei anderen zu bedanken“.
Klar, damit lösen sich die weltpolitischen Probleme nicht. Aber vielleicht kann das eine oder andere helfen, dennoch nicht hoffnungslos zu werden, sich zurückzuziehen oder gar zu resignieren. Vielleicht kann dann Weihnachten in diesem Jahr mehr noch als sonst ein Moment sein, über das große Geschenk, das Gott uns macht, zu staunen und es anzunehmen – seine unverbrüchliche Nähe und seine bedingungslose Liebe. Darüber dürfen und können wir uns unter allen Umständen freuen – und diese Freude auch weiterschenken
Ihre

Gabi Ballweg

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Der Artikel oben ist erschienen in der NEUEN STADT, November/Dezember 2023.
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