Den Schrecken verlieren
Meinen Hass bekommt ihr nicht

Am 13. November 2015 verübten islamistische Attentäter in der Innenstadt von Paris mehrere Anschläge, bei denen 130 Menschen getötet und mehr als 700 verletzt wurden. 89 Menschen sterben im Konzertsaal Bataclan, unter ihnen Hélène Leiris. Ihr Mann, der Journalist Antoine Leiris, veröffentlichte zwei Tage später einen Post auf Facebook, der um die Welt ging. Darin schrieb er: „Meinen Hass bekommt ihr nicht“ und weiter: „Wir sind zwei, mein Sohn und ich, aber wir sind stärker als alle Armeen dieser Erde. Ich will euch jetzt keine Zeit mehr opfern, ich muss mich um Melvil kümmern, der gerade von seinem Mittagsschlaf aufwacht. Er ist gerade mal 17 Monate alt; er wird seinen Brei essen wie jeden Tag, dann werden wir gemeinsam spielen wie jeden Tag, und sein ganzes Leben wird dieser kleine Junge euch beleidigen, indem er glücklich und frei ist. Denn nein, auch seinen Hass werdet ihr nicht bekommen.“
Antoine Leiris verfasste später ein Buch über die Ereignisse dieser Tage, das ebenfalls den Titel „Meinen Hass bekommt ihr nicht“ trägt. 2022 verfilmte der deutsche Regisseur Kilian Riedhof das Buch. Die Filmredaktion des Evangelischen Pressedienstes urteilte: „Riedhof erzählt von dem Trauma einer Nation, wenn nicht der ganzen westlichen Welt, aus der persönlichen Perspektive eines Vaters und Witwers und verweigert sich dabei jeglicher Sensationslust. … Es gibt viele Arten, von Terrorismus zu erzählen, selten aber gelingt es so eindrücklich wie in ‚Meinen Hass bekommt ihr nicht‘“.
Auf YouTube findet sich ein zweiminütiger Trailer des Films. Dort kann man ihn auch kaufen oder ausleihen: www.youtube.com

Die Welt in Gefühlen
„Haben Sie gestern im hohen Maße Wut, Traurigkeit, Stress, Sorgen oder körperliche Schmerzen empfunden?“ Das Meinungsforschungsinstitut Gallup stellt diese Frage seit 2006 jährlich und veröffentlicht den „World-Emotions-Report“, also einen Bericht zur Gefühlslage der Welt. Die Antworten auf die Frage nach den fünf „negativen Gefühlen“ werden einzeln erfasst. Anschließend wird der Durchschnittswert daraus errechnet. Im Jahr 2023 befragte das Institut 146 000 Menschen im Alter ab 15 Jahren in 142 Ländern. Zum ersten Mal seit zehn Jahren sank die Zahl der Menschen, die am Vortag stark von einem oder mehreren negativen Gefühlen belastet waren, im weltweiten Durchschnitt von 33 auf 31 Prozent. Allerdings sind die Werte noch deutlich höher als vor zehn Jahren. 2014 lag er bei 25 Prozent. In Deutschland lag der Wert 2023 bei 26, in Österreich bei 27 und in der Schweiz bei 22 Prozent.

Was ist was?
Mit Emotionen wird der Gesamtbereich dessen erfasst, was vom Erleben und von der Erfahrung her als Stimmung, Gefühlserregung und Affekt bezeichnet wird. Unter dem Begriff Gefühle ordnen wir diejenigen Emotionen ein, für die wir einen Namen kennen, zum Beispiel Angst, Hoffnung, Freude, Abneigung oder Enttäuschung. Unter Affekt verstehen wir einen extremen Erregungszustand, in dem das Handeln außer Kontrolle gerät.
Quelle: www.delst.de

Wut
Es gibt Leute,
die,
wenn sie Wut
verspüren,
ihre geballten Fäuste
hinter dem Rücken
verstecken
und alles herunterschlucken.
Es sind
die Leute,
die behaupten,
es herrsche doch
Frieden
auf der Welt.
© Claudia Malzahn
in: Herzknistern, 1987
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Der Artikel oben ist erschienen in der NEUEN STADT, März/April 2025.
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