4. April 2025

M23

Von nst5

Die Rebellen der „Bewegung des 23. März“ (M23)

haben Ende Januar die Millionenstadt Goma im Osten der Demokratischen Republik Kongo erobert.

Wer steht hinter der Rebellenbewegung?
Die M23 ist in der Provinz Nord-Kivu im Ostkongo aktiv. Sie ging 2012 aus zuvor aufgelösten Rebellengruppen hervor, die nach einem mit der Regierung am 23. März 2009 geschlossenen Friedensabkommen in das kongolesische Militär integriert wurden. Die M23-Kämpfer warfen der Regierung in Kinshasa jedoch vor, das Abkommen gebrochen und sie diskriminiert und misshandelt zu haben. Die M23 arbeitet mit anderen Rebellengruppen zusammen, von denen im Kongo über hundert aktiv sind. Laut UNO wird sie vom Nachbarland Ruanda unterstützt, das eine der stärksten Armeen Afrikas hat. Ruanda wiederum behauptet, dass die Regierung in Kinshasa Rebellen unterstützt, die die ruandische Regierung stürzen wollen.

Wann hat der Konflikt begonnen?
Die Ursachen gehen auf den Genozid in Ruanda zurück. 1994 wurden fast eine Million Menschen ermordet. Hunderttausende flohen in den Ostkongo, Opfer wie bewaffnete Täter. Die kongolesische Regierung verlor die Kontrolle. Kriege folgten; Milizen, Rebellen und Terrororganisationen breiteten sich aus.
Nach dem Ende der Kolonialzeit war versäumt worden, die Grundlagen für die Demokratie zu legen. Stattdessen erklärte man ethnische Gruppen und Familienclans zu Parteien. So kommt es, dass die Parteien kein Programm haben, sondern auf eine Führungsperson ausgerichtet sind, die sich für den Wohlstand ihrer Gruppierung und nicht das Wohl der Allgemeinheit einsetzt. Aus vielen dieser Parteien gingen später auch Rebellengruppen hervor.

Wie ist die Lage in Goma?
Kriegsflüchtlinge hatten Goma schon in den vergangenen Jahren auf weit über zwei Millionen Einwohner anwachsen lassen. Bei den Kämpfen um die Stadt wurden 3 000 Menschen getötet und Tausende verletzt. Teile der kongolesischen Armee ergaben, andere versteckten sich. Die Verkehrswege waren unterbrochen, Nahrungsmittel- und Wasserversorgung blockiert. Es gibt Berichte über Vergewaltigungen und Plünderungen.
Um zu überleben, ist die Bevölkerung auf Hilfe von außen angewiesen. Die Fokolar-Bewegung ist in Goma stark engagiert und hat Sozialprojekte für die Unterstützung Bedürftiger aufgebaut. Nun stehen alle vor einer ungewissen Zukunft.

Wie geht es jetzt weiter?
Nach der Eroberung Gomas rückten die Kämpfer der M23 und anderer Gruppen vor, um weitere Städte einzunehmen. Die Rebellengruppen verfolgen unterschiedliche Ziele. Manche drohen damit, die Regierung in Kinshasa zu stürzen. Experten zufolge könnten sie den Ostkongo längerfristig beherrschen.

Was hat das mit uns zu tun?
Wie so oft, geht es um wirtschaftliche Interessen und die Kontrolle über wertvolle Rohstoffe. Ruanda will sich mithilfe der Rebellen die großen Mineralienvorkommen im Ostkongo sichern, die für die Herstellung von Smartphones, Laptops und E-Autos gebraucht werden. Die M23 kontrolliert bereits die größte Coltan-Mine der Welt. Erst vor einem Jahr hat die Europäische Union (EU) mit Ruanda eine Erklärung unterzeichnet, um die Rohstoffversorgung sicherzustellen. Den Ausbau der nötigen Infrastruktur finanziert die EU mit.
Clemens Behr und Isolde Böttger


Hat Ihnen der Artikel gefallen? Möchten Sie mehr von uns lesen? Dann können Sie hier das Magazin NEUE STADT abonnieren oder ein kostenloses Probe-Heft anfordern.
Der Artikel oben ist erschienen in der NEUEN STADT, März/April 2025.
(c) Alle Rechte bei Verlag Neue Stadt, München
Ihre Meinung interessiert uns: Schreiben Sie uns! Anschrift und E-Mail finden Sie unter Kontakt.