4. Dezember 2020

Grenzen durchbrechen

Von nst5

„Um 6 bist du aber zu Haus!“ Eigentlich klar, denn dann gab es bei uns bald Abendessen. Aber im Eifer des Spiels mit den Freunden kam mir im Grundschulalter schon mal das Zeitgefühl abhanden.

Plötzlich war es kurz vor 7 Uhr: Mist! War ich doch schon zuvor mehrfach zu spät zurückgekommen: Die Mutter wird sauer sein! Meine Strategie damals, um einer möglichen Standpauke zu entgehen: noch ein, zwei Stunden länger draußen bleiben, selbst wenn es dann schon empfindlich kühl war. Denn wenn ich so spät bin, mussten die Eltern doch froh sein, dass ich überhaupt wiederkomme!
Kinder empfinden Grenzen, die Erwachsene ihnen setzen, als Einschränkung ihrer Freiheit. Kein Wunder, dass sie zuweilen dagegen rebellieren. Die Szene aus meiner Kindheit will zeigen: Nicht jede Grenzüberschreitung ist Absicht, geschweige denn böser Wille. Aber Kinder testen nun mal aus, wie stabil Grenzen sind, ob sie nicht doch Schlupflöcher finden. Das kann leicht die Nerven der Erziehenden strapazieren. So lernen Kinder unterschiedliche Charaktere und Reaktionen kennen und sich auseinanderzusetzen. Im Idealfall finden sie dadurch zu einer Balance zwischen gesundem Selbstbewusstsein und Achtung vor der Andersartigkeit der Mitmenschen: ein Reifungsprozess. Dass Grenzen ihnen auch Halt und Orientierung geben und sie gesellschaftsfähig machen, merken sie bestenfalls später im Rückblick.

Foto Titelbild: © Михаил Руденко / iStock

Welche Schranken wurden Ihnen gesetzt? Wie haben Sie darauf reagiert? Über eigene Erfahrungen nachzudenken, könnte sich lohnen! Besonders, wenn Sie mit Kindern oder Jugendlichen zu tun haben.
Wie kann man so Grenzen setzen, dass sie ihrer Entwicklung dienen? Was bedeutet es, konsequent zu sein? Und welche Folgen kann es haben, wenn man es nicht ist? Wir hoffen, dass Sie auf den folgenden Seiten Antworten finden, die Ihnen weiterhelfen, und auf eine spannende Lektüre stoßen!

Von der nächsten Ausgabe an wird Sie meine Kollegin Gabi Ballweg an dieser Stelle ansprechen. Ich freue mich, dass sie künftig Chefredakteurin der NEUEN STADT ist! Sie arbeitet seit 2006 mit viel Kompetenz, Einfühlungsvermögen und Engagement in der Redaktion, sodass die Verantwortung für die Zeitschrift bei ihr in guten Händen liegt. Unser beider Dank geht an Peter Forst, der schon seit Ende 2019 unsere Redaktion verstärkt. Zum Redaktionsteam werde ich weiterhin gehören. Jedoch arbeite ich nicht mehr von Ottmaring bei Augsburg, sondern von Wien aus mit. Und unterstütze dort zugleich das Leitungsteam der Fokolar-Bewegung in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Zusammen wünschen wir viele frohe Momente und ermunternde Erlebnisse in der dunklen Jahreszeit!

Herzlichst, Ihr

Clemens Behr

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(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, November/Dezember 2020)
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