Wo sind Vorbilder?
Können Eltern heilig sein?
Wir haben zu Hause ein dickes Buch mit den Lebensbildern von über 2000 Heiligen der katholischen Kirche. Nur wenige von ihnen waren verheiratet! Es ist nicht so, dass ich anstrebe, in den Kanon der Heiligen aufgenommen zu werden, aber ich frage mich, wie mein Leben dafür aussehen müsste. Heilige Eltern – ist das überhaupt möglich?
Um ehrlich zu sein, habe ich unter den Heiligen noch niemanden gefunden, der mich in dieser Hinsicht inspirieren könnte. Vorbilder können problematisch sein, wenn ich mich mit ihnen vergleiche und feststelle, dass ich nicht so tüchtig, so fromm, so genügsam oder so heldenhaft bin. Und doch gibt es Paare, von denen ich mir etwas „abgucken” möchte.
Ein Vorbild für mich ist ein altes Ehepaar, das in seinem Zusammensein eine feine Zärtlichkeit ausstrahlt. Ich beobachte bei ihnen Respekt für den anderen und Verständnis für die eigenen Schwächen und die des Partners.
Bei einer anderen, jungen Familie sehe ich eine große Offenheit für die Gesellschaft. Ganz unterschiedliche Menschen fühlen sich bei ihnen zu Hause.
Meine Definition von „Heilig Sein” ist, verwirklichter Christ zu sein. Für Eheleute umfasst das viele Bereiche: Partnerschaft und Sexualität, Mitwirkung in der Gesellschaft, Leben in Familie und Kirche. Das meint nicht, überall aktiv zu sein. Ich neige zwar dazu, mich über das zu definieren, was ich tue, aber das Evangelium spricht nicht in erster Linie von moralischen Vorgaben, sondern erzählt die frohe Botschaft von Gottes bedingungsloser und grenzenloser Liebe, auf die ich mich einlassen darf. Gott wird uns da als Vater vorgestellt. Vielleicht ist dieser Vater ja ein Modell, das uns als Eltern inspirieren kann.
Ich habe meine Kinder gefragt, wie sie es fänden, heilige Eltern zu haben. Die Antworten waren erstaunlich. Wollen Sie Ihre Kinder auch mal fragen?
Katharina Parlasca
(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, April 2009)
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