10. März 2010

Auf das Bauchgefühl hören

Von nst_xy

Kinder sind von Anfang an eigenständige Persönlichkeiten

Philipp möchte zwar Posaune lernen, aber zuerst bekommt er Klavierunterricht. Das Klavier steht zu Hause, und es hat noch niemadem geschadet, dieses Instrument zu erlernen.“Wer weiß eigentlich besser, was gut für die Kinder ist? Die Eltern, er die Kinder selbst? Welche Sportart tut ihnen gut? Welche chule sollen sie besuchen? WelcheSprache lernen? Oder auch: Welches Essen bekommt ihnen? Ich war verblüfft, wie klar unsere Kinder schon als Säuglinge ausdrücken konnten, was ihnen gut tat. Ob sie auf dem Bauch oder dem Rücken schliefen: dazu ließen sie sich nicht „erziehen“; sie setzten sich durch – leider meist entgegen den Vorschriften der gerade herrschenden Gesundheitsratgeber. Natürlich haben wir die Kinder nicht alles machen lassen, was sie wollten. Aber wir lernten schnell, sie als eigenständige Persönlichkeiten zu respektieren.Gesunde Säuglinge wissen, wann sie satt sind; Erwachsene haben das Gespür dafür oft schon verloren. Vielleicht sollten wir Eltern versuchen, nicht allzu viel von diesem „Bauchgefühl” der Kinder durch Regeln kaputt zu machen. Viele Entscheidungen, wie auch die der Schullaufbahn, sind keine unwiderruflichen Festlegungen. Hilfreich sind eine gewisse Gelassenheit und das ehrliche Bemühen, sich in das Kind einzufühlen. Wir müssen nicht unsere eigenen Ansprüche und verpassten Chancen in den Kindern verwirklichen! Außerdem haben wir meistens die Chance, nicht allein, sondern als Elternpaar mit dem Kind gemeinsam Antworten zu suchen und uns dabei zum Beispiel von Lehrern beraten zu lassen.Um herauszufinden, was sie im Leben machen wollen, brauchen Kinder Anregungen. Sie können nicht auf die Idee kommen, Cello zu spielen, wenn sie noch nie die Chance hatten, das Instrument zu sehen oder zu hören. Je älter die Kinder werden, umso mehr müssen sie lernen, ihre Bedürfnisse, Träume und Talente selbst zu entdecken und zu verfolgen. Wir Eltern dürfen sie dabei lange begleiten. Dabei merke ich immer wieder, wie wichtig es ist, aktiv zuzuhören, Fragen zu stellen, zu ermutigen. Das erfordert Zeit und Kraft.

Katharina Parlasca

 (Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, März 2010)
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