15. September 2010

“Du bist gemein!”

Von nst_xy

Was tun, wenn Kinder Schimpfwörter benutzen?

Also, wenn das meine Mutter liest …!“ Den Schülern hatte ich die Aufgabe gestellt, gemeine Wörter aufzuschreiben, mit denen sie andere Kinder betitelt hatten. Sie sollten auch notieren, wie sie selbst schon einmal beschimpft worden waren. So schwarz auf weiß zu sehen, was sie in der Wut oder Hilflosigkeit dahinsagen, hat die Kinder selbst erschreckt.

Ein respektvoller Umgang miteinander zeigt sich auch in einer respektvollen Sprache. Natürlich wollen Kinder ausprobieren, welche Reaktionen bestimmte Ausdrücke hervorrufen. Manchmal hilft es dann schon, die Wörter zu ignorieren oder unaufgeregt zu verbieten, damit die Kinder das Interesse daran verlieren.

Die Sprache der Kinder ist durch ihr Zuhause geprägt, obwohl alle Eltern versichern, dass ihre Kinder diese Ausdrücke von dort nicht kennen. Eine Mutter, die ich auf den auffälligen Sprachgebrauch ihres Sohnes hinwies, verteidigte ihn: Sie habe ihm beigebracht, sich nicht mit Schlägen, sondern mit Worten zu wehren. Ich versuchte ihr zu vermitteln, dass das aber nicht in üblen Beschimpfungen enden dürfe. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie langfristig solche – auch unberechtigten – Wörter verletzen können.

In der Klasse versuche ich immer wieder, den Kindern ihre Ausdrucksweise zu verdeutlichen und ihr Einfühlungsvermögen zu fördern. Das Selbstbewusstsein zu stärken ist dabei ein wichtiger Faktor; denn starke Kinder brauchen weder Fäuste noch Schimpfwörter, um im Miteinander zu bestehen.

Mir und den Kindern hat es viel Spaß gemacht, als ihre Mitschüler, ihre Eltern und ich dann auf einem anderen Arbeitsblatt über jeden etwas Freundliches aufschrieben.

Katharina Parlasca

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, September 2010)
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