16. Mai 2011

Wie umgehen mit Spielzeugwaffen?

Von nst_xy

„Hände hoch oder ich schieße!”

Kaum war unser Jüngster in den Kindergarten gekommen, ging es zu Hause los: peng, peng, ratta- tata! Jedes Stöckchen verwandelte sich in ein Schießeisen. Irgendein Junge hatte angefangen und fand schnell Nachahmungstäter.
Meinem Sohn versuchte ich klarzumachen, warum er nicht auf Menschen zielen soll. Ich bot einen Kompromiss an: Wir kaufen keine Spielzeugpistole, aber Stöcke benutzen ist erlaubt; im Haus besteht absolutes Schießverbot, im Garten jedoch darf er auf Bäume und imaginäre Büffel schießen. Unsere größeren Kinder lassen wir „Biathlon spielen”: Sie laufen viele Runden ums Haus und müssen an einer Stelle eine gedachte Zielscheibe treffen.
Früher schienen mir Spielzeugwaffen Erziehungssache zu sein; wo Eltern sie untersagen, herrscht Pazifismus, dachte ich. Heute weiß ich: Kaum sind die Eltern aus dem Blickfeld, ist das Verbot vergessen. Ritterspielzeug und Laserschwerter bevölkern die Kinderzimmer, Spiele wie „Räuber und Gendarm” sind beliebt. Doch wo hört der Spaß auf? Wie die richtigen Maßstäbe setzen?
Als mir ein Freund unseres vierjährigen Sohnes eine Spielzeugpistole an den Kopf setzte, zuckte seine Mutter nur mit den Schultern. Mir dagegen ging das zu weit: Ich sagte ihrem Sohn, dass ich nicht bedroht werden will!
Nachdenklich machte mich, als an den Schulen unserer Stadt das Thema Amoklauf aufkam. Wegen einer Drohung fiel der Unterricht aus, die Kriminalpolizei erschien in der Klasse unseres 13-jährigen Sohnes zur Befragung. Zum Glück griff die Schulleitung die Ängste auf und bot Gesprächsmöglichkeiten.
Zuhause liegt es an uns Eltern, angemessen zu reagieren. Das heißt vor allem, zu bedenken: Wem erlaube ich, wann, wo, wie, welche Spielzeugwaffen zu benutzen? Und bei allen „Ballereien” behalte ich im Blick, dass ein Spiel unter Umständen später einmal ernst werden kann.
Rita Meyer

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Mai 2011)
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