Miteinander für Europa – Herbert Lauenroth
Bilanz, Bewertungen, Blick nach vorn
Drei der Träger der Initiative „Miteinander für Europa“ erzählen ihre persönlichen Eindrücke vom 12. Mai. Wir haben sie um eine Beurteilung gebeten und gefragt, wie das Engagement der christlichen Gemeinschaften für Europa künftig aussehen kann.
Herbert Lauenroth, Fokolar-Bewegung Ottmaring
Hätten Sie sich mehr erhofft?
Mehr Hörbereitschaft vonseiten der Politiker. In Zeiten wie diesen ist doch wohl auch für die Mandatsträger so etwas wie Demut angesagt, wenn der demokratische Souverän, fromm formuliert: das Volk Gottes, sich zu Worte meldet und eine gerade in ihrem Realismus zukunftsträchtige Vision des „Miteinander“ für das einsturzgefährdete „Haus Europa“ bezeugt. Andererseits müssen wir diese Vision auch noch klarer, säkularer, also weniger „religiös“ zu formulieren lernen. Der EU-Präsident Herman Van Rompuy hat in seiner Grußbotschaft vorgemacht, wie das gehen kann; seine Aussage war kurz und daher gut: Politik dient dem Menschen, wenn sie ihn für die Begegnung mit dem – ganz – Anderen sensibilisiert. Dafür gibt’s von mir – in bester „Eurovision Song Contest“-Manier – glatte 12 Punkte.
Was steht für die nächste Zukunft an?
Die Brüsseler Veranstaltung hat die Vielfalt der Städte und Regionen bewusst werden lassen, ohne die das geeinte Europa, aber auch unser „Miteinander“ eine hochriskante Luftnummer bleibt. Dieses Netz der Städte gilt es nun in den nächsten Jahren immer engmaschiger zu knüpfen, die lokalen Initiativen zu ermutigen und zum kreativen Austausch – auf nationaler Ebene oder zwischen verschiedenen Ländern, etwa Deutschland und Polen – einzuladen; das beginnt mit den Gemeinschaften, muss dann aber auch – in einem notwendigen zweiten Schritt – die Repräsentanten des kulturellen, wirtschaftlichen, sozialen und politischen Lebens erreichen und in ihrem Handeln inspirieren. Nur so kann diese Verschiedenheit fruchtbar und zum gesellschaftlich nachhaltigen Zeugnis jener Einheit werden, die das „Miteinander“ trägt und prägt: die dreifaltige Lebens-Gemeinschaft des christlichen Gottes.
(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, Juni 2012)
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Ja, eine große Chance! Und ja, es besteht die Gefahr, dass unser Miteinander eine hochriskante Luftnimmer wird bzw. sich dorthin entwickelt. Ich meine, es ist wirklich auch enorm wichtig, an der “kleinen Tiefensubstanz” des Miteinanders noch mehr und noch konkreter (als bisher schon geschehen) zu arbeiten. Was meine ich damit? An die Wege der persönlichen (echten)
Befreundung in den “Wohnzimmern”! An das unzweideutige Leben von Johannes 13, 34 in vielen “kleinen Miteinanders” in den Orten und Regionen, das kostet viel, ist also kostbar! Auch wir stehen in der Gefahr, schön zu reden von der Johannes 13, 34-Liebe (ein kostbares Wort!), von Befreundung wie bei David und Jonathan (großartig – aber als konkreter und nüchterner Lebensauftrag!) usw. Und das Leben dessen, das ja die Substanz des Miteinanders ist, gar nimmer zu schaffen..!!! Große Veranstaltungen sind gut! Aber sie spielen vielleicht auch etwas vor, das wir so noch zu selten NICHT haben, wo wir noch auf einem langen Weg zum Ziel sind… Lasst uns auf dem Weg bleiben!
Euer Thomas Thiele