20. April 2016

Blindenreportage live im Stadion

Von nst1

Spielreportagen für sehbehinderte Fußballfans sollen durch neues Kompetenzzentrum immer besser werden.

Ein europaweit einzigartiges Projekt will sehbehinderte Menschen mehr und intensiver an Fußballspielen teilhaben lassen. Schon seit Jahren setzt sich die Deutsche Fußball Liga (DFL) dafür ein, dass sehbehinderte und blinde Menschen die Spiele in den Stadien der Bundesliga verfolgen können. Ein neues „Kompetenzzentrum für Sehbehinderten- und Blindenreportage“ (ZSBR) bildet nun Blindenreporterinnen und Blindenreporter aus und weiter. Sie beschreiben – anders als bei einer Radioübertragung – nicht nur die packenden Spielszenen, sondern den kompletten Spielverlauf.
„Fußball lebt von Emotionen, die man nirgendwo besser erleben kann als live im Stadion“, unterstrich Ömer Toprak vom Deutschen Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen bei der Vorstellung des Kompetenzzentrums Anfang März. „Als Spieler bin ich froh, dass wir durch die Blindenreportage auch die Unterstützung von sehbehinderten und blinden Fans erfahren dürfen. Es ist beeindruckend, was die Blindenreporter leisten.“
Bayer 04 Leverkusen hatte 1999 als erster Club die Blindenreportage beim Spiel gegen den SSV Ulm 1846 eingeführt. Heute bieten fast alle Profi-Clubs diesen Service an. Nach Angaben des Deutschen Fußball-Bundes berichten derzeit etwa 100 Reporter extra für Blinde live in den Stadien über die Fußball-Spiele. Das neue Kompetenzzentrum „unterstützt die Clubs der Bundesliga, 2. Bundesliga und 3. Liga darin, durch das qualitativ hochwertige Angebot der Blindenreportage sehbehinderten und blinden Fans eine echte Teilhabe am Stadionbesuch zu ermöglichen“, sagte der Präsident der Arbeiterwohlfahrt (AWO), Wilhelm Schmidt. Die AWO hat das von der DFL initiierte Zentrum gemeinsam mit der Aktion Mensch weiterentwickelt, damit die Blindenreportage bundesweit auf dem gleichen qualitativ hohen Niveau angeboten werden kann. „Bislang war die Qualität der einzelnen Reporter sehr unterschiedlich”, sagt Björn Naß, Leiter des Kompetenzzentrums. In Fortbildungen rund um ihre Clubs werden die Interessierten nun regelmäßig geschult, um eine professionelle Weiterentwicklung der Blindenreportage zu gewährleisten.
Auf der neu freigeschalteten Homepage des Kompetenzzentrums sind bereits einzelne Blindenreportagen von Spielen der 1. und 2. Bundesliga zu hören. Ziel ist es, die Reportagen möglichst vieler Spiele im Nachgang online auf der Homepage des Projektes anzubieten.
Die Bundesliga stelle sich mit den Blindenreportagen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung und „setzt sich für die Teilhabe sehbehinderter und blinder Menschen am Erlebnis Fußball ein“, unterstrich Thomas Schneider, Leiter Fanangelegenheiten der DFL. Die Begeisterung im und durch den Sport führe Menschen auf Augenhöhe zusammen und stärke das Gemeinschaftsgefühl.
Gabi Ballweg

www.blindenreportage.de

(Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, April 2016)
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