5. April 2023

Einladung zum Gespräch

Von nst5

Wir geben Ihnen immer einen „Vorausblick“

auf das Schwerpunktthema der übernächsten Nummer. So haben wir auch in der November/Dezember-Ausgabe auf das Thema der Ausgabe hingewiesen, die Sie jetzt in der Hand haben.
Seitdem wurden wir häufig angesprochen; manche haben ihre Sorgen und Fragen mit uns geteilt, andere fanden die Wahl des Themas „mutig“ und einige „überfällig“. Nicht nur an diesen Reaktionen haben wir wahrgenommen, wie emotional das Thema belegt ist und wie leicht sich daran auch eine engagierte, hitzige und dann auch schnell verletzende Diskussion entfachen kann.

Sexualität ist ein intimes Thema. Eine natürliche Zurückhaltung, darüber zu sprechen, ist gesund. Aber Sexualität gehört zu unserem Menschsein. Sie macht einen wichtigen Teil unserer Identität aus. Menschen, die ihr Leben an und auf Gott  ausrichten wollen, fragen sich deshalb konsequenterweise auch, wie ihr Beziehungsleben den Werten des Evangeliums entspricht.

Titelbild: (c) GeorgePeters (iStock)

Das tun auch queere Menschen, jene, deren sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität nicht mit der traditionellen Norm übereinstimmen. Weil das aber in Kirchen mit eindeutig ablehnenden Weisungen belegt war und ist, entstehen Fragen, Spannungen, Konflikte. Die treffen und verletzen in erster Linie queere Menschen, eben weil sie sich in ihrer Identität massiv infrage gestellt sehen. Sie treffen aber auch Eltern, Familie, Freunde und Gemeinden oder Gemeinschaften, … Die Fragen, Einschätzungen und Reaktionen führen zu Spaltungen, Polarisierungen – und immer neuen Verletzungen.
Wir uns dazu entschlossen, das Thema aufzugreifen – weil die Fragen da sind. Es macht keinen Sinn, sie zu ignorieren – auch wenn es noch nicht alle Antworten gibt. Und in den letzten Wochen haben wir mit vielen Menschen gesprochen.
Ich wünschte mir, Sie alle hätten bei diesen Gesprächen dabei sein können. Die waren nicht immer einfach, sie haben mich/uns herausgefordert, auch manche Überzeugung infrage gestellt, die eine oder andere neue Erkenntnis gebracht, aber auch neue Fragen aufgeworfen. Trotzdem oder gerade deshalb waren sie extrem wertvoll. Eine zentrale Erkenntnis all der Gespräche war und ist: Es geht nicht um ein Thema, es geht um Menschen!
Ob es sehr verwegen ist, wenn wir uns wünschen, dass auch Sie beim Lesen dieser Nummer in diese Gespräche eintreten, dass Sie sich darauf einlassen und dabei nicht einem Thema, sondern auf jeder Seite zunächst Menschen begegnen?
Wir würden uns jedenfalls sehr freuen, wenn Sie diese Einladung annehmen – und uns dann an Ihren Fragen und Erkenntnissen teilhaben lassen oder mit anderen darüber ins Gespräch kommen.

Ihre

Gabi Ballweg


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Der Artikel oben ist erschienen in der NEUEN STADT, März/April 2023.
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