2. August 2023

Spiele statt Spielchen

Von nst5

Spielen ohne Spielzeug

Das Kind hetzt von einem Spielzeug zum nächsten, fängt vieles an, macht nichts fertig. Es verliert den Überblick darüber, was es besitzt: eine Situation, die vielen Eltern bekannt vorkommen mag. Der Grund liegt nicht selten im Übermaß an Spielzeug. Zu viele Dinge überfordern Kinder. Wenn ein Kind nur eine ausgewählte Anzahl an Spielsachen hat, gelingt es ihm besser, ins Spiel zu versinken.
Angesichts dieser Erfahrungen wird immer wieder einmal der Vorschlag gemacht, ganz auf Spielzeug zu verzichten. Spielmaterialien sind dann Holzklötze, Kork, Toilettenpapierrollen, Papier, Seile, Tücher und Körbe sowie Naturmaterialien wie Steine, Kastanien, Rinde und Moos.

Foto: (c) evgenyatamanenko (iStock)

Stehen dem Kind keine klassischen Spielsachen zur Verfügung, muss es auf seine Kreativität und Selbstständigkeit zurückgreifen. Außerdem gewinnt es beim Anblick seiner Kreationen und Ideen an Selbstvertrauen und Sicherheit.
Ein komplett spielzeugfreies Kinderzimmer ist für viele Familien undenkbar. Pädagoginnen und Pädagogen empfehlen daher wenige ausgewählte Spielsachen, die in regelmäßigen Abständen gewechselt werden. Und das in Kombination mit spielzeugfreien Phasen.
In solche Phasen müssen die Kinder vorher eingeweiht werden. Wenn die Spielzeuge von heute auf morgen einfach verschwinden, wäre der Schock zu groß. Es gilt, den Kindern zu erklären, welchen Sinn es hat, die Spielzeuge für eine gewisse Zeit wegzuräumen und einen Termin zu nennen, an dem sie wieder hervorgeholt werden. Es empfiehlt sich, dass jedes Kind ein bis zwei Sachen aussuchen darf, die dableiben.

Immer mehr Gamer
Gut drei Milliarden Menschen auf der Welt spielten im vergangenen Jahr regelmäßig Videospiele. Das sind 50 Prozent mehr als noch 2015. Die mit Abstand meisten Gamer hat Asien (1,5 Milliarden), gefolgt von Europa (etwa 700 Millionen) und Lateinamerika (etwa 400 Millionen). In der Schweiz, in Österreich und Deutschland spielt etwa jeder Zweite regelmäßig am Computer, Tablet oder Handy. Und: Afrika holt auf. Bis 2027 wird der Anteil an Gamern in Nigeria auf 63 Prozent steigen.

Illustration: (c) FrankRamspott (iStock)

Spielchen
Das Wort „Spiel“ wird überwiegend positiv empfunden. Ganz anders ist es mit der Verkleinerungsform „Spielchen“. Wer mit einer oder einem anderen ein „Spielchen spielt“, meint es in einer Beziehung nicht ernst oder zeigt seine Gefühle und Absichten nicht. Weit verbreitet sind auch „Machtspielchen“, also das Gerangel um Anerkennung und Positionen. Ein solches Verhalten ist anfangs oft in Unsicherheit begründet, macht aber auf Dauer eine Beziehung oder gute Zusammenarbeit mühsam.

Foto: (c) wundervisuals (iStock)

Kind bleiben
Lasst die Kinder Kinder bleiben,
triezt sie nicht zum reifen Wer.
Ihr so junges, frisches Leben
ist noch lang und zudem schwer.
Lasst sie spielen, toben, tanzen
und somit auch kindlich sein,
auf den Bäumen Buden bauen –
Hauptsache, ihr Geist ist rein.
Lasst sie Unbeschwertheit spüren,
denn das ist wie fliegen pur.
Sich wie Große zu verhalten
bringt sie oftmals aus der Spur.
Füttert sie nicht mit dem Gelde,
es verdirbt den Seelenklang.
Lasst sie ihre Jugend schlemmen –
denn die Kindheit währt nicht lang.
©Norbert van Tiggelen


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Der Artikel oben ist erschienen in der NEUEN STADT, Juli/August 2023.
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