4. Dezember 2023

Freude teilen

Von nst5

„Weihnachten ist eine Zeit, um Geschenke zu machen.

Das größte Geschenk aber bekommen wir: Gott wird Mensch. Wie können wir das wachhalten, ohne moralinsauer zu werden, also die Freude am Schenken zu nehmen?“

Ursula Leutgöb
Liedermacherin, Eichgraben
Ich war eine leidenschaftliche Schenkerin. Wie habe ich die Abende vor Weihnachten genossen, wenn die Kinder endlich im Bett waren und ich die Geschenke einpacken konnte! Nach und nach türmten sich große, kleine, winzige Päckchen vor mir auf. Der Verdacht, dass das alles viel zu viel sein könnte, regte sich zwar, ich ignorierte ihn jedoch geflissentlich.
Wir waren fast den ganzen Heiligen Abend lang mit Auspacken beschäftigt. Es blieb kaum Zeit zum Spielen oder für Gespräche. Einmal war es richtig schlimm. Eine eigenartige, gefährliche Spannung lag in der Luft. Ich empfand Leere und Traurigkeit und mir war klar: Ich musste etwas ändern.
Das Weihnachtsfest, an dem wir unseren Kindern, die damals schon studierten, nur das jeweilige Lieblingsbuch ihrer Kindheit schenkten, wurde ein ganz besonderes. Jedes Buch wurde vorgetragen. Es war ein Abend voller Geschichten, Erinnerungen und Lachen. Weniger war tatsächlich mehr.
Seit geraumer Zeit beschenkt jede und jeder jeweils nur eine Person. Die Freude der Schenkenden und Beschenkten teilen alle. Seither ist es wirklich ein Fest. Für uns und – so empfinde ich es jedenfalls – wohl auch für den, um den es zu Weihnachten eigentlich geht.

Jörg Schlüter
Pfarrer i.R., Bremen
Ich stelle Ihnen eine ziemlich indiskrete Frage: Haben Sie eigentlich jedes Jahr zum Weihnachtsfest alle Geschenke ausgepackt? Es soll ja Menschen geben, die irgendwann einmal im Jahr ihre Wohnung auf den Kopf stellen und dabei erst überrascht und dann beschämt feststellen, dass vor ihnen ein unausgepacktes Weihnachtsgeschenk liegt. Ein vergessenes Geschenk hat keine Bedeutung. Erst wenn ich es öffne, entsteht die Verbindung zu dem, der es geschenkt hat, schwingt Dankbarkeit mit. Und meistens macht dann das Herz einen Hüpfer, Freude!
Angefangen mit der Weihnachtsschenkerei hat Gott selbst. Er wurde Mensch in der Geburt Jesu Christi, um sich den Menschen zu schenken, aus Liebe, um Beziehung zu uns zu bauen und unter uns zu ermöglichen. Packen wir sein Geschenk aus? Nein, jetzt kommt kein Sermon über all die Menschen, die zwar Weihnachten feiern, aber den Grund des Festes vergessen haben. Die Frage ist vielmehr ein Impuls für mich selbst: Habe ich das Weihnachtsgeschenk Gottes ausgepackt und freu mich daran? Wie das geht, hat Paul Gerhard wunderbar ins Wort gebracht: „Ich steh an deiner Krippen hier, o Jesu, du mein Leben. Ich komme, bring und schenke dir, was du mir hast gegeben.“

Isabelle Varone
Mitarbeiterin in der Gemeindepastoral, Savièse (Schweiz)
Sich als Christin oder als Christ zu positionieren ist eine Haltung, die es erfordert, sich auf Beziehungen einzulassen. Sogar an Heiligabend kann es riskant werden, über das große Geschenk zu sprechen, das Jesus uns gemacht hat, als er auf die Welt kam. Eigentlich seltsam, oder?
Jesus ist gekommen, um uns aus dem Tod zu retten und das Ewige Leben zu schenken. Ich frage mich also: „Freue ich mich auf sein Kommen? Wie spreche ich in meiner Umgebung von ihm? Ist in meinem Herzen sein Kommen am Weihnachtsabend wichtiger als die Feier und der Austausch von Geschenken?“
Die Entscheidung, Jesus an die erste Stelle in meinem Leben zu setzen, schenkt mir eine überbordende Freude, die diesem Fest in der Familie und in der Gemeinschaft den wahren Sinn verleihen kann! Diese Freude weckt in mir den Wunsch, sie zu teilen, indem ich den Menschen, die ich liebe, meine Liebe schenke. Ich bringe diese Liebe dann auch zum Ausdruck, indem ich Geschenke mache, wie an Geburtstagen oder anderen wichtigen Festtagen. An diesem Tag feiere ich das Geschenk Jesu in ihnen. Welch ein Reichtum für unser geteiltes Leben!

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Der Artikel oben ist erschienen in der NEUEN STADT, November/Dezember 2023.
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