4. Dezember 2023

Seltene Erden

Von nst5

Für die Herstellung elektronischer Geräte sind „Seltene Erden“ nötig.

Um welche Rohstoffe handelt es sich? Und warum ist ihr Abbau umstritten?

Was ist mit dem Begriff gemeint?
Zu den Seltenen Erden gehören siebzehn Metalle, die oft nur in geringen Konzentrationen in Erzen zu finden sind. Der Begriff entstand mit ihrer Entdeckung vor über zweihundert Jahren: Als „Erden“ bezeichnete man Oxide (Sauerstoffverbindungen), und nur als solche wurden sie früher gewonnen. Damals dachte man, sie kämen selten vor, was aber nicht für alle gilt. Die vier chemischen Elemente Cer, Lanthan, Neodym und Praseodym machen 95, die dreizehn anderen nur fünf Prozent der Vorkommen aus: Dysprosium, Erbium, Europium, Gadolinium, Holmium, Lutetium, Promethium, Samarium, Scandium, Terbium, Thulium, Ytterbium und Yttrium. Sie alle treten nie allein, sondern immer vermischt mit anderen auf. Gemeinsam ist ihnen, dass sie relativ weich sind, eine silbrige oder steinige Farbe haben und an der Luft rasch anlaufen.

Wofür werden Seltene Erden gebraucht?
Dank ihrer geringen Leit- und hohen Reaktionsfähigkeit setzt man sie in elektronischen Geräten ein. Smartphones, Notebooks, Kopfhörer und LEDs enthalten zwar nur geringe Mengen Seltener Erden, würden ohne sie aber nicht funktionieren. Seltene Erden machen Elektromotoren und Windkraftturbinen leistungsfähig und effizient. Sie werden in Katalysatoren, Dauermagneten, Lasern, der Licht- und Medizin-Technik, Rüstungsgütern, Akkus und Atomkraftwerken verwendet. In einem Elektroauto stecken bis zu drei, in einem Offshore-Windrad bis zu dreihundert Kilogramm der Metalle. Mit der technischen Entwicklung und der wachsenden Nutzung nachhaltiger Energie wird ihr Bedarf weiter steigen.

Wo kommen Seltene Erden vor?
China baut große Mengen ab. Weitreichende Vorkommen gibt es außerdem in Australien, Grönland und Kanada. Den Abbau treiben auch die USA, Indien, Brasilien, Malaysia, Thailand, Russland, Südafrika sowie Südkorea und Vietnam voran. 2011 konnte Japan im Pazifik größere Mengen aufspüren; 2013 wurde in Nordkorea eine riesige Lagerstätte entdeckt, 2023 eine große in Schweden.

Was ist an der Förderung brisant?
Zur Gewinnung werden Säuren oder Laugen eingesetzt, durch die in Verbindung mit Mineralien große Mengen giftigen und auch radioaktiven Schlamms entstehen können. Wenn Umweltauflagen fehlen oder nicht eingehalten werden, kann ihre Förderung und Verarbeitung Luft, Wasser und Boden verschmutzen und die Gesundheit von Arbeitern und Anwohnern gefährden. Manche Mine liegt im Lebensraum einer indigenen Bevölkerungsgruppe und bedroht deren Existenz.

Welche Lösungsideen gibt es?
Um die Umweltschäden durch die Förderung zu verringern, schlagen Wissenschaftler für den Import nach Europa ein „Eintrittsticket“ vor, nach dem bestimmte Umweltstandards einzuhalten sind. Sie empfehlen außerdem, Seltene Erden aus nicht mehr genutzten Geräten zu recyceln. Denn jedes Jahr fallen in unseren Ländern pro Person zwanzig Kilogramm Elektroschrott an, von denen nur 43 Prozent fachgerecht entsorgt werden. Noch ist eine solche Rückgewinnung der Stoffe jedoch mühselig und unrentabel. Geforscht wird daher daran, wie Seltene Erden mithilfe von Cyanobakterien umweltfreundlich gewonnen werden und wie sie künftig effektiver genutzt, eingespart oder ersetzt werden können.
Clemens Behr


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Der Artikel oben ist erschienen in der NEUEN STADT, November/Dezember 2023.
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