2. August 2024

Kenne deinen Wert

Von nst5

Für sich selbst verantwortlich

Sich selbst zu lieben bedeutet auch, Verantwortung für sich und das eigene Leben zu übernehmen. Was so selbstverständlich klingt, ist alles andere als bequem. Das zeigt sich zum Beispiel daran, dass es den meisten Menschen schwerfällt, die Schuld für etwas zu übernehmen.
Im Blog von www.dasperspektivenwerk.de heißt es dazu: „Aus der Sozialpsychologie wissen wir: Das Verhalten anderer Menschen führen wir oft auf ihre Persönlichkeit zurück. Unser eigenes Verhalten schreiben wir jedoch lieber den Situationen und Umständen zu, in denen wir stecken. Das führt dazu, dass es uns zum einen leichter fällt, unsere Mitmenschen zu bewerten und sie bestimmten Kategorien zuzuordnen (z.B. die vergessliche Verkäuferin, der rücksichtslose Autofahrer oder die ungerechte Lehrerin). Zum anderen schützt es vermeintlich uns selbst vor selbstwertbedrohlichen Persönlichkeitszuschreibungen. Wer bezeichnet sich beispielsweise schon selbst gerne als unzuverlässig? Dadurch begeben wir uns aber auch in die Abhängigkeit von Situationen und Umständen. ‚Ich war zu spät, weil der Bus pünktlich kam. Das macht der sonst nie!‘ Hilfreich wäre hier die Frage: Wo ist mein Anteil an dieser Situation?

Foto: (c) visualspace (iStock)

Selbstverantwortung lernen – bedeutet also, sich selbst Fragen zu stellen und diese auch ehrlich zu beantworten. Die Antwort, also das (noch) unbekannte Wissen, ist in jedem Menschen selbst vorhanden. Wie schön! Wer Selbstverantwortung übernimmt, macht sich also auch unabhängig von ‚Antwortengebern‘ aus dem Umfeld.“

Ein Index für die Selbstliebe
Wie hoch bewerten Menschen ihre Selbstliebe? Um das herauszufinden, befragte das Marktforschungsunternehmen Ipsos im November und Dezember 2020 gut 22 000 Menschen in 21 Ländern. Auftraggeber war das Unternehmen The Body Shop. Auf einer Skala von null bis 100 lag der Durchschnitt weltweit bei 53; bei Frauen war der Wert etwas niedriger als bei Männern und bei den Jüngeren deutlich niedriger als bei den Älteren. In den einzelnen Ländern schwankte der Wert zwischen 45 (Südkorea) und 62 (Australien und Dänemark). Andere europäische Länder liegen deutlich niedriger: Frankreich etwa bei 48 und Spanien bei 49.

Illustration: (c) Frank Ramspott (iStock)

Selbstverliebt
Im Gegensatz zur Selbstliebe – also einer Selbstannahme mit allen Stärken und Schwächen – steht die Selbstverliebtheit für ein verklärtes Selbstbild, in dem alle Schwächen verneint werden. Selbstverliebte Menschen sind auf beständige Bestätigung und Bewunderung angewiesen. Um das zu erreichen, weisen sie beharrlich auf die eigenen Vorzüge und Leistungen hin.

Foto: (c) Kamonwan Wankaew (iStock)

Nur ein Herz
„Wir verhalten uns Gott gegenüber so, wie wir mit den Menschen umgehen. Die Parallele ist mathematisch exakt, ohne Ausnahme. Nimmt man es ganz genau, müsste man von einer weiteren Komponente sprechen. Die Beziehung zu unseren Mitmenschen, die der Beziehung zu Gott gleichzusetzen ist, läuft auch parallel mit der Beziehung zu uns selbst. Lehnen wir die Mitmenschen ab, so lehnen wir auch Gott und somit auch uns selbst ab. Wer sich selbst nicht liebt, kann auch Gott, der ihm sein Leben schenkt, nicht lieben. Wenn wir uns selbst nicht lieben, woher sollen wir die Liebe zu unseren Mitmenschen nehmen? Wir können uns nicht hassen und aus vollem Herzen Gott und den Mitmenschen hingegeben sein. Wir haben nur ein Herz, mit dem wir Gott, die Menschen und uns selber lieben können. Diese Beziehungen sind untrennbar miteinander verknüpft.“
© Franz Jalics SJ (1927-2021)


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Der Artikel oben ist erschienen in der NEUEN STADT, Juli/August 2024.
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