9. Oktober 2024

Unbeschwerte Sommermomente

Von nst5

Lena und Martin Parlasca

Foto: privat

Lena und Martin Parlasca, beide 34, leben mit ihren vier Kindern in Bonn und sind gern alle zusammen draußen unterwegs. Martin arbeitet als Agrarökonom am Zentrum für Entwicklungsforschung und Lena ist Yogalehrerin und Grundschullehrerin in Elternzeit.
Wie passen Freude an der Schöpfung und ein verantwortungsbewusster Umgang mit ihr zusammen?


Es ist warm, heiß fast. Wir stehen auf unserer Terrasse im orangeroten Licht einer schiefen Markise aus den Neunzigern, barfuß, während die Kinder in einem großen Planschbecken auf dem kleinen Rasen baden. Immer wieder springen sie; je mehr es platscht, desto lauter jubeln sie. Die Wiese ist schon ziemlich matschig, die Luft erfüllt von Kinderlachen und -kreischen. Unbeschwerte Sommermomente wie diese wünschen wir uns sehr für unsere Kinder und schaffen sie bewusst – auch wenn ein Planschbecken viel Wasser benötigt. Wir wollen das Leben genießen und feiern und Freude an der Schöpfung vermitteln – gleichzeitig wollen wir verantwortungsbewusst mit ihr umgehen. Wasser achtsam zu verbrauchen ist da auch ein Aspekt.
Im Alltag haben wir eigentlich kaum Zeit und Kraft, uns über die vielen Aspekte eines nachhaltigen Lebensstils wirklich gut zu informieren – obwohl dies sogar Teil von Martins Arbeit ist und generell unser Interesse. Wenn man dann erst einmal angefangen hat mit dem Einlesen, merkt man schnell, dass der Teufel im Detail steckt. Sehr schnell wird es kompliziert. Haben wir nicht schon genug zu tun, mit vier Kindern, Haushalt und Berufen? Es ist so verlockend, sich darauf auszuruhen. Aber geht das nicht allen so?
Im Haushalt setzen wir einige der üblichen Wasserspartricks um: Warm werdendes Duschwasser und Planschbeckenwasser nutzen wir für die Pflanzen, am WC gibt es Wasserspartasten und die Spülmaschine kriegen wir sowieso schnell voll. Unser Handeln ist bei Weitem nicht perfekt, aber dennoch ein wichtiger Schritt und lässt sich ziemlich einfach in den Alltag integrieren.
Da jedoch ein Großteil unseres Wasserverbrauchs versteckt ist in den Dingen, die wir täglich konsumieren, versuchen wir indirekt Wasser zu sparen, indem wir Lebensmittel saisonal und regional einkaufen. Möbel, Elektronik und Kleidung reparieren wir oder besorgen sie, wenn möglich, gebraucht. Wir verzichten an vielen Stellen und verlassen dabei auch immer unsere Komfortzone ein Stückchen.
Aber unsere Anstrengungen haben auch Grenzen. Wir sind bemüht, aber nicht dogmatisch. So wissen wir: Bei der Herstellung einer Jeans können bis zu 9000 Liter Wasser verbraucht werden. Aber wenn es sie nicht gebraucht gibt, wird sie doch auch mal neu gekauft. Denn eine gut sitzende Jeans kann einen enormen Beitrag dazu leisten, wie man durch den Alltag geht.
In Sachen Ernährung orientieren wir uns zusätzlich zum Wasserfußabdruck der Produkte auch an unseren Vorlieben und den Nährstoffbedarfen von kleinen Kindern und einer stillenden Mutter.
Bestrebt sein, Gutes zu tun, dabei mitten im Leben stehen und fünfe gerade sein lassen – das ist vielleicht auch generell ein gutes Motto für unsere Elternschaft. Das Planschbecken darf also bleiben. Nasse Kinderlocken an sommersprossigen Wangen, Brombeerflecken auf bunten Sommerkleidern. Wir werden heute noch viel gemeinsam im Garten planschen, den witzigsten Sprung ins Becken küren und mit der Sprüh-Einstellung der Gartenschlauchbrause einen Regenbogen in den Sommertag zaubern.


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Der Artikel oben ist erschienen in der NEUEN STADT, September/Oktober 2024.
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