6. Oktober 2025

Heilung des Herzens

Von nst5

Neue Horizonte

Bild oben: © Matteo Badini (Unsplash)

Vor gut 30 Jahren begann die Geschichte von „Nuovi Orizzonti“ (Neue Horizonte), einer Gemeinschaft, die heute sechs Siedlungen in Italien, Brasilien sowie Bosnien betreibt und in 231 Zentren mit 1020 Hilfsteams Menschen in Not zur Seite steht.
 „Nuovi Orizzonti“ möchte denjenigen, die die Hoffnung verloren haben, Freude bringen, und denjenigen, die in großer Not leben, neue Perspektiven eröffnen: „Wir wollen uns gemeinsam mit allen Menschen guten Willens dafür einsetzen, die Zivilisation der Liebe aufzubauen, eine Gesellschaft, die durch die Kraft der Solidarität erneuert wird, eine Welt, in der sich die Einsamen, die Ausgegrenzten, die Verzweifelten willkommen, unterstützt und geliebt fühlen können“, heißt es in ihrem Jahresbericht 2023.
1987 begann die damals 21-jährige Chiara Amirante, in der Nacht Obdachlose, Drogenabhängige und Prostituierte am römischen Bahnhof Termini zu besuchen und war überwältigt von der Fülle an Leid, der sie dort begegnete. Im März 1994 eröffnete sie im Stadtteil Trigoria einen ersten Zufluchtsort, an dem im Laufe der Zeit Hunderte von jungen Menschen Aufnahme, Schutz und Hilfe fanden.
Chiara Amirante – und ihre wachsende Zahl an Mitstreiterinnen und Mitstreitern – wollte ihnen nicht nur materiell helfen. Sie entwickelte auch ein Rehabilitationsprogramm, das heute unter dem Namen „Spiritherapy“ bekannt ist: ein Weg der Selbsterkenntnis und der Heilung des Herzens, der die spirituelle Kraft als grundlegende Ressource für ein erfülltes Leben stärken möchte. Seit der Pandemie bietet die Gemeinschaft das Programm auch online an. Allein in den Jahren 2021 bis 2023 haben mehr als 42 000 Menschen in 80 Ländern daran teilgenommen.
nuoviorizzonti.org (italienisch), chiaraamirante.it/en (englisch), spiritherapy.org (englisch)

Eine Flasche Wein pro Woche
Im weltweiten Durchschnitt trank jeder Mensch ab 15 Jahren im Jahr 2020 4,89 Liter reinen Alkohols. Das entspricht etwa einer Flasche Wein (0,75 Liter) pro Woche. Im Vergleich zum Jahr 2000 ist das ein Rückgang von vier Prozent. Die Spannbreite ist sehr groß: In manchen Ländern Nordafrikas und im Nahen Osten lag der Alkoholkonsum nahe bei null, in vielen europäischen Ländern deutlich über zehn Liter. In der Schweiz waren es 10,07 Liter (minus 19 Prozent im Vergleich zu 2020), in Österreich 11,51 Liter (minus elf Prozent) und in Deutschland 11,84 Liter (minus 14 Prozent).

Symbolbild Medikamentenabhängigkeit –
Foto: © Matteo Badini (Unsplash)

Krankheit
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterscheidet im Zusammenhang mit Abhängigkeiten vier Klassen:

  1. Unerlaubter Gebrauch – von der Gesellschaft nicht toleriert;
  2. Gefährlicher Gebrauch – mit wahrscheinlich schädlichen Folgen für den Konsumenten;
  3. Dysfunktionaler Gebrauch – psychische oder soziale Anforderungen sind beeinträchtigt;
  4. Schädlicher Gebrauch – schädliche Folgen (Zellschäden, psychische Störung) bereits hervorgerufen.

Seit 1964 vermeidet die WHO den Begriff Sucht, um die Ausgrenzung Betroffener zu vermeiden und deutlich zu machen, dass es sich bei Abhängigkeiten um Krankheiten handelt.

Foto: © Rapha Wilde (Unsplash)

Was man so sagt
Als sie lachte, sagte man, sie sei kindisch. Also machte sie fortan ein ernstes Gesicht. Das Kind in ihr blieb, aber es durfte nicht mehr lachen!
Als sie liebte, sagte man, sie sei einfach zu romantisch. Also lernte sie, sich realistischer zu zeigen. Und verdrängte so manche Liebe!
Als sie weinte, sagte man ihr, sie sei einfach zu weich. Also lernte sie, ihre Tränen zu unterdrücken. Sie weinte nun nicht mehr, doch hart wurde sie nicht!
Als sie zu trinken begann, sagte man ihr, das löse ihre Probleme nicht. Sie solle eine Entziehungskur machen. Also ging sie in eine Klinik. Es war ihr egal, weil ihr doch schon so viel entzogen worden war!
Als sie wieder draußen war, sagte man ihr, sie könne jetzt von vorne beginnen. Also tat sie, als begänne sie ein neues Leben. Aber wirklich leben konnte sie nicht mehr, sie hatte es verlernt!
Als sie sich ein Jahr später versteckt zu Tode gespritzt hatte, sagte man gar nichts mehr. Und jeder versuchte leise für sich, sein Unbehagen mit den Blumen ins Grab zu werfen!
Aus: Kristiane Allert-Wybranietz, Wenn‘s doch nur so einfach wär (1984), Lucy Körner Verlag


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Der Artikel oben ist erschienen in der NEUEN STADT, September/Oktober 2025.
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