20. September 2013

Unsere Politik

Von nst1

Die „Polis“ war im antiken Griechenland das Gemeinwesen, „politiká“ war alles, was in den Stadtstaaten das öffentliche Zusammenleben betraf und regelte. Diese Bedeutung lebt in unserer Gesellschaft im Begriff „Politik“ weiter, noch heute, gut 2 500 Jahre danach. Auch wenn er zurzeit bei vielen Zeitgenossen wohl eher ein Gähnen hervorruft. Zu unrecht, wie ich meine.

Politiker nehmen beträchtliche Opfer auf sich: Ihre Arbeitszeit geht meist weit über das normale Pensum hinaus, häufig müssen sie auch abends und am Wochenende ran, für Familie und Erholung bleibt wenig Zeit. Politiker brauchen eine dicke Haut, müssen einiges wegstecken. Ständig stehen sie in der Öffentlichkeit, allzeit unter Beobachtung; und nicht immer basiert die Kritik, die auf sie hereinprasselt, auf korrekten Informationen, nicht immer ist sie ausgewogen.

Nicht dass ich hier Mitleid mit den Politikern wecken möchte. Aber ich will darauf aufmerksam machen, dass jemand der sich heute einem politischen Job stellt – ob in der großen Weltpolitik oder auf lokaler Ebene –, dafür auch Achtung und Dankbarkeit verdient. Wären Sie dazu bereit?

Vielleicht sind Sie schon politisch tätig, ohne sich dessen recht bewusst zu sein!? Denn dazu brauchen Sie nicht Mitglied einer Partei zu sein oder für einen Posten in der Kommunalpolitik zu kandidieren. Das ist mir bei der Beschäftigung mit Demokratie und Politik neu klar geworden: Wenn Sie sich in einem Verein, im Pfarrgemeinderat, als Elternsprecher in der Schule oder in der Nachbarschaft für gute Beziehungen einsetzen, tun Sie etwas für die „Polis“, setzen Sie sich schon für das Gemeinwohl ein. Von diesem „politischen“ Engagement an der Basis lebt unsere Gesellschaft! Und es kommt mit wesentlich weniger Abstimmungs- und Entscheidungsprozessen aus als die große Politik, die viele Faktoren und Meinungen berücksichtigen muss, um etwas zu verändern oder Neues auf den Weg zu bringen.

Im September haben wir die Qual der Wahl: in Österreich bei den Nationalratswahlen, in Deutschland bei der Bundestagswahl und den Landtagswahlen in Hessen und Bayern; in der Schweiz bei der Eidgenössischen Volksabstimmung über eine Revision des Epidemiengesetzes, eine Liberalisierung der Öffnungszeiten von Tankstellenshops und die Volksinitiative „Ja zur Aufhebung der Wehrpflicht“. – Anlässe genug, sich über Politik Gedanken zu machen und darüber, wie wir uns persönlich zu ihr stellen. Anregungen dazu liefern wir in diesem Heft:

  • Wenn immer weniger Bürger zur Wahl gehen, heißt das dann, dass die Demokratie gefährdet ist? (S. 4)
  • Was bewegt jemanden, sich in der Politik einzusetzen, womit hat er zu kämpfen, was will er erreichen? (S. 14)
  • Wie engagieren sich Menschen aus der Spiritualität der Einheit heraus für das Gemeinwohl? (S. 23)
  • Einige Gedanken des Europa-Politikers Robert Schuman, der vor 50 Jahren starb, finden Sie auf S. 21/22.

Ich hoffe, dass der eine oder andere wertvolle Gedankenanstoß für Sie dabei ist. Und wenn Sie möchten, schreiben Sie uns doch, was Sie im Kleinen schon für das Gemeinwohl tun.
Ihr
Clemens Behr

Erschienen in der gedruckten Neuen Stadt, September 2013)
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