5. Dezember 2022

Lichtschimmer

Von nst5

Eine ganz schön dramatische Lage!

Diese Aussage kam uns in der Redaktion einige Male in den Sinn, als wir nach und nach die Beiträge zum Schwerpunktthema dieser Ausgabe zusammenstellten.

Pflege ist in Not. Dieses Bild zeichnet nicht nur unsere Interviewpartnerin Katarina Planer in sehr eindrücklicher Weise. Auch Andreas Kaczynski und Günter Schmitt reden die Lage in ihren Überlegungen nicht schön. Realistisch und mit dem notwendigen Ernst weisen sie auf bestehende Mängel, aber auch auf mögliche Ansatzpunkte hin.
Manchmal kann es lähmen oder gar erdrücken, wenn man sich Situationen so ungeschönt vor Augen hält. Das wollen wir natürlich nicht. Eher dazu anregen, das Schweigen, das vor allem im privaten Umfeld oft über dem Thema liegt, zu durchbrechen und sich persönlich aber auch gemeinsam mit anderen dem Gespräch und den manchmal unangenehmen Fragen zu stellen.

Titelbild: (c) Cecilie_Arcurs (iStock), bearbeitet von elfgenpick

„Das Licht kommt im Miteinander.“ Das ist ein Motto einer guten Freundin. Sie meint damit auch: Durch das Teilen von Ängsten, Sorgen, Hoffnungen und mit dem gemeinsamen Blick auf die Realität kommen auch Lösungen ans Licht, die man allein nicht gefunden hätte. Dass auch Sie das erfahren und Menschen haben, mit denen Sie über all das sprechen können, wäre meine Hoffnung und mein Wunsch – gerade wenn es um Fragen des Älterwerdens und eventuell notwendiger Unterstützung geht. Sich Ängste und Fragen einzugestehen ist keine Schwäche, sondern ein Zeichen von Stärke.
Etwas anderes ist durch die Arbeit an dieser Ausgabe bei mir wieder neu ins Bewusstsein gekommen: große Dankbarkeit all jenen gegenüber, die trotz aller Schwierigkeiten und Heraus- oder gar Überforderungen in der Pflege Großes leisten!
Die Pandemie hatte uns ihren Einsatz und seinen Wert sehr eindrücklich vor Augen geführt. Von systemrelevanten Berufen war die Rede und Applaus-Wellen erklangen durch das Netz oder von Balkonen. Aber ich glaube, nicht nur ich muss bekennen, dass das inzwischen wieder in den Hintergrund gerückt war. Dass viele Pflegekräfte trotz aller Widrigkeiten nicht aufgeben und immer wieder versuchen, die Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, ist mehr als nur bemerkenswert. Es verdient größten Respekt – nicht nur in Krisenzeiten!
Für die kommende Advents- und Weihnachtszeit möchte ich die Einladung von Ulrike Comes aufnehmen: „Situationen und Menschen neu und staunend wahrnehmen“. Machen Sie mit? Vielleicht hilft uns das auch, die noch so kleinen Lichtschimmer zu entdecken, die sich aus dem Miteinander ergeben, und ganz bewusst dankbar zu sein für das, was uns oft so selbstverständlich scheint.

Mit herzlichen Grüßen

Ihre
Gabi Ballweg

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Der Artikel oben ist erschienen in der NEUEN STADT, November/Dezember 2022.
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